Erste Probefahrt mit dem neuen Tanklöschfahrzeug

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Neues Tanklöschfahrzeug

Endlich: Das neue Tanklöschfahrzeug ist da. Und die erste Probefahrt wird zum grossen Erlebnis. Auch für kleine Leute 🙂

Nach rund 25 Jahren Dienst wurde unser altes Tanklöschfahrzeug in Pension geschickt und durch ein neues TLF ersetzt. Wir freuten uns natürlich alle schon lange unheimlich auf den Tag, wenn wir es endlich in Empfang nehmen dürfen. Ende Juni war’s dann endlich soweit: Unsere Feuerwehr konnte das neue Tanklöschfahrzeug in Empfang nehmen.

Kaum eingetroffen, wurde dann auch bereits fleissig geübt. Denn die Einsatzbereitschaft muss auch mit einem neuen Tanklöschfahrzeug ununterbrochen gewährleistet sein.  In mehreren Spezial-Übungen wurden alle TLF-Maschinisten geschult und erste Testfahrten durchgeführt. Das Kennenlernen wurde dabei von allen ungefähr so sehnlichst herbeigesehnt wie der Nikolaus von kleinen Kindern 😊

Wo kommt denn der ganze Platz her?

Na dann, erstmal einsteigen und sich mit dem neuen Führerstand vertraut machen. Ja hallooooo, da hats ja neuerdings so viel Platz zwischen Fahrer und Beifahrer, dass man für die Kommunikation untereinander glatt ein Funk braucht.  Aber nicht nur das. Da ist alles viel grösser und luftiger und es hat viel mehr Platz als im alten TLF. Wo früher zwei Beifahrer einander fast auf dem Schoss sassen bzw. auf der ungefederten Bank rumhopsten, thront jetzt ein schicker, gefederter Beifahrersitz. Und dazwischen hat es Helmhalter, Funkgeräte und Schlüsselkasten, Einsatzführer-Mappe, und und und.

Da das neue Fahrzeug eine Doppelkabine hat, sitzen hinter dem Fahrer und Beifahrer neuerdings auch noch 3 Atemschutzgeräteträger. Zum Einsteigen gibt’s jetzt Treppenstufen, die sich beim Türöffnen automatisch nach unten aufklappen. Fast wie die Royals beim Besteigen einer Kutsche. 🙂
Hai, da kommt Stimmung auf. Auch sie haben fürstlich Platz und können sich während der Anfahrt bereits in Ruhe ausrüsten und auf den bevorstehenden Einsatz vorbereiten. Wenn das mal kein Luxus ist.

Mein Highlight: Fahrersitz für kleine Leute

Nach dem ersten Staunen in der Doppelkabine wenden wir uns dem Fahrersitz zu. Das neue Tanklöschfahrzeug ist ein Automat. Mit viel Technik, Rückfahrkamera, Pumpenstart aus dem Führerstand, und viel mehr… alles hochmodern. Wo früher gehebelt und nicht selten auch mal geflucht wurde (jedenfalls bei mir), wird heute vieles automatisch erledigt. Kein Kampf mehr mit dem Schaltknüppel (der musste jeweils zuerst warm werden, bevor er gehorchte) und sogar der Fahrersitz lässt sich weit genug nach vorne schieben, dass man auch mit charmanten 1m60 bequem sitzen kann. Soll ja mal vorkommen, dass einer nicht so gross gewachsen ist und trotzdem Tanklöschfahrzeug fahren will. Das absolute Highlight für kleine Leute wie mich! 🙂

Breiter, länger, schwerer: Und trotzdem leicht zu fahren

Zum Fahren fühlt es sich an wie ein Personenwagen. Da merkt man kaum, was für ein Riesen-Teil man lenkt. Einfach ein bisschen breiter ist es, das neue TLF. Also eigentlich nur 20 Zentimeter (in anderen Fällen würde ich sagen «Was sind schon 20 Zentimeter?!»). Aber in diesem Fall sieht es etwas anders aus. Mit 2m50 Breite ist das TLF in Quartierstrassen breiter als die Hälfte der Strasse, manchmal breiter als die Strasse überhaupt. Ups. 🙂

Beim geradeaus fahren auf breiten Hauptstrasse ist das ja nicht so ein Ding, aber in Quartieren wird das noch spassig werden. Da gibt es in Zukunft auch Stellen, wo wir mit dem neuen Fahrzeug nicht mehr hinkommen werden. Denn es ist nicht nur breiter, sondern auch länger. Und schwerer. Dafür haben wir im Gegenzug neu 3000 statt nur 2000 Liter Wasser im Tank. Plus obendrauf noch 200 Liter Schaumkonzentrat. Und eben die Doppelkabine. Mit ausfahrbaren Treppenstufen (ich finds immer noch königlich). Ah ja, und über 400 PS.

Wenn sogar Frauen Freude an PS kriegen

Als Frau sind einem PS ja nicht so wichtig. Eigentlich. Das hat sich aber bei mir geändert, seit ich endlich in einem anständigen Tempo den Hügel hinauf ins Nachbardorf fahren kann. 🙂 Wo man vorher aus lauter Scham das Blaulicht und Horn ausgeschaltet hat, weil man nur noch mit 20 h/km hinaufkroch, drückt man jetzt das Gaspedal durch und braust locker flockig dem Gipfel entgegen 🙂 Hätte nicht gedacht, dass ich mal so viel Freude an ein paar PS mehr habe, hehe.

Und erst die Zeitersparnis mit der neuen Pumpe

Wenns dann um die eigentlich Aufgabe, nämlich das Löschen geht, geht auch alles viel schneller und einfacher. Der Pumpenstart kann direkt aus der Führerkabine betätigt werden. Während der Fahrer / Maschinist aussteigt und nach hinten geht, startet die Pumpe bereits auf. Kaum angekommen, ist bereits alles einsatzbereit. Nur noch den Hochdruck muss man manuell einschalten, wenn man die Pumpe von der Führerkabine aus startet.
Über die digitale Anzeige kann man die Druckstutzen öffnen, danach wird der Wasserdruck während 40 Sekunden automatisch langsam aufgebaut. Der Maschinist kann in dieser Zeit alleine eine Zubringerleitung aufbauen… auch das dauert dank intelligenten Schlauchkisten auf Rollen (mit allem nötigen Zubehör) nur noch einen Bruchteil der Zeit wie vorher.

Wo früher alles mechanisch mit Ventilen, Drehrädern und vielen manuellen Griffen geregelt wurde, sind heute nur noch ein paar Knöpfe (wobei es absichtlich kein Touchscreen ist, damit man auch mit  Handschuhen arbeiten kann). Im Fall der Fälle, falls mal etwas nicht funktionieren sollte, ist die digitale Bedienung mit einem Griff auf die Seite geklappt und man hat wieder Zugriff zur manuellen Pumpenbedienung (was wir ja natürlich niiiiiee brauchen werden bei so einem modernen Fahrzeug) 😉

Jetzt aber noch ein paar Bilder und Fakten

Hach, ihr merkt, ich könnte ewig weiterschwärmen. Und ich bin ja sonst eigentlich nicht soo einfach zu begeistern wenn’s um Fahrzeuge geht. Aber in diesem Fall war mein Herz schon im Sturm erobert, als ich den Fahrersitz genügend weit nach vorne schieben konnte um beim Fahren anständig zu sitzen. 🙂

Zum Abschluss sei gesagt: Die Gruppe, die sich um die Beschaffung des neuen Fahrzeugs gekümmert hat, hat definitiv gute Arbeit geleistet! Und das nicht nur wegen dem Sitz  😉

Und jetzt wollt ihr natürlich alle noch einige Bilder & Fakten sehen. Den Gefallen mach ich euch natürlich gerne 😀

 

Für alle, die’s genau wissen wollen:

  • Typ: ScaniaP410
  • Länge: 7,86 Meter
  • Breite: 2,5 Meter
  • Höhe: 3,1 Meter
  • Gewicht: offiziell 18 t (Chassis), effektiv ca. 14 t (je nach Gewicht von Fahrer & Atemschützer) 😉
  • PS: 410
  • Pumpe: Typ 3
  • Wassertank: 3000 L
  • Schaumtank: 200 L
  • Sitze: 2 x Führerkabine, 3 x Atemschutzkabine

 

 

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One Comment on “Erste Probefahrt mit dem neuen Tanklöschfahrzeug”

  1. Charmant, witzig, herzerwärmend und völlig auf den Punkt. Wie immer, halt… Dafür vielen Dank. Mit Freude in Schweden gelesen, M@u

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