Interessierst du dich für die Feuerwehr und möchtest Feuerwehrfrau werden? Bist aber nicht sicher, ob das etwas für dich ist? Oder hast du Fragen, die du zuerst mal klären möchtest? Vielleicht bist du auch bereits Mitglied in einer Feuerwehr, möchtest aber trotzdem noch etwas wissen.

Feuerwehrfrau
Feuerwehrfrau werden – kein Ding der Unmöglichkeit. Bild © Marco Frauchiger

Was du wissen musst um Feuerwehrfrau zu werden

Gerne versuche ich hier einige generelle Fragen zu beantworten. Bitte beachte, dass sich vieles von Land zu Land (Schweiz vs. Deutschland / Österreich), von Kanton zu Kanton sowie von Feuerwehr zu Feuerwehr unterscheiden kann. Ich wohne in der Schweiz, im Kanton Bern, und kann in erster Linie für meine Feuerwehr sprechen. Aber vieles läuft in der Schweiz überall etwas ähnlich ab. Die Infos beziehen sich in erster Linie auf die Freiwillige Feuerwehr.

Kann ich als Frau in die Feuerwehr?

Ja, selbstverständlich. Auch Frauen können Feuerwehrdienst in einer Feuerwehr leisten und dabei grundsätzlich alle Funktionen einnehmen. Voraussetzung ist einzig, dass du gesund bist und fit (du musst keine Spitzensportlerin sein, aber sportlich). Es wird mittlerweile vielerorts eine medizinische Untersuchung durchgeführt, um die Tauglichkeit beurteilen zu können.
Falls du unsicher bist bzw. ein gesundheitliches Problem hast, nimm am besten Kontakt mit deiner Feuerwehr auf. Vielleicht ergibt sich ja doch eine Möglichkeit, dass du mitmachen kannst.

Wie alt muss ich sein, um in die Feuerwehr zu gehen?

In die Feuerwehr kannst du an den meisten Orten ab 18 Jahren. Das Reglement der Gemeinde regelt das Mindest- und Höchstalter.
Bereits vorher gibt es aber an vielen Orten die Möglichkeit, in die Jugendfeuerwehr zu gehen. In der Schweiz ist das kantonal geregelt. Bei uns ist es ab 14 Jahren möglich. Verantwortlich ist die GVB – die Gebäudeversicherung Bern. Sie bieten die Basis-Ausbildung an. Danach kann man als Jugendfeuerwehr-Mitglied auch in die Ortsfeuerwehr und an einem speziellen Programm teilnehmen.

Wie viele Frauen sind in der Feuerwehr?

In der Schweiz sind aktuell (Stand Dez 2019) rund 10% der Feuerwehrangehörigen weiblich. In einigen Feuerwehren ist der Anteil aber deutlich höher. Mittlerweile hat es fast in jeder Feuerwehr Frauen.

Ist die Feuerwehr überhaupt interessiert, dass Frauen mitmachen?

Ja. Die Feuerwehr hat grundsätzlich immer Interesse an neuen, motivierten Feuerwehrfrauen und -männern. Feuerwehren habe vielerorts das Problem, dass sie zu wenig neue Mitglieder finden. Oder sie haben Probleme, tagsüber genügend AdF (Angehörige der Feuerwehr) bereitzustellen, die bei einem Alarm rasch am Ereignisort sind.

Werden Frauen in der Feuerwehr von den Männern akzeptiert?

Ich kann nicht für alle Feuerwehren sprechen. In meiner Feuerwehr – und so viel ich weiss fast in allen Feuerwehren – sind Frauen aber problemlos akzeptiert und voll integriert. Oft freuen sich Feuerwehren besonders über neue Feuerwehrfrauen, weil diese auch wieder ein Vorbild für weitere Frauen sind.

Können Frauen alles machen, was auch Männer machen?

Ja, absolut. Als Frau sollte dir heute jede Feuerwehr die Möglichkeit bieten, die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin, Tanklöschfahrzeugfahrerin, Maschinistin, Gruppenführerin, Einsatzleiterin, Kommandantin, Fourierin oder was auch immer zu absolvieren. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass du die Grundvoraussetzungen (z.B. gesundheitlich oder vorausgehende Ausbildungen) erfüllst und ein entsprechender Posten frei ist.

Wie kann ich einer Feuerwehr beitreten? Wo muss ich mich melden?

Am besten erkundigst du dich auf der Webseite deiner Wohngemeinde über die Feuerwehr. Dort findest du meist auch den Link auf die Webseite der Ortsfeuerwehr oder sogar einen Kontakt. So kannst du die angegebene Kontaktperson anrufen / anschreiben oder auf der Webseite eine Nachricht über das Kontaktformular schicken und mitteilen, dass du interessiert bist mehr über die Feuerwehr zu erfahren oder beizutreten.

Kostet es etwas, wenn ich in der Feuerwehr mitmachen will?

Nein, die Teilnahme in der Feuerwehr kostet dich grundsätzlich nichts (es gibt keine Jahresgebühr oder ähnliches). Die Ausrüstung wird dir zur Verfügung gestellt. Es kann sein, dass du spezielle Gadgets (z.B. ein Cap oder eine Mütze) selber bezahlen musst. Aber die Grundausrüstung wird zur Verfügung gestellt.

Verdiene ich etwas, wenn ich bei der Feuerwehr mitmache?

Das variiert je nach Land. In der Schweiz erhältst du einen Sold. Dieser ist pro Stunde angesetzt und unterscheidet sich meist zwischen Übungs- und Einsatzsold. Die Höhe des Solds ist aber von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Der Sold ist oft mehr ein «Trinkgeld» als ein wirklicher Stundenlohn. Geld sollte aber niemals die Motivation sein, um in der Feuerwehr mitzumachen.
Des Weiteren wirst du bei uns als Mitglied der Feuerwehr von der Abgabepflicht befreit. Diese läuft über die Steuern. Entweder verrechnet dir deine Gemeinde die Abgabe gar nicht erst, oder sie erstattet sie dir jährlich zusammen mit dem Sold zurück.

Erhalte ich eine Ausrüstung oder muss ich sie selbst organisieren?

Ja du erhältst eine Ausrüstung, bestehend aus einer Brandschutz-Jacke und -Hose, einem Helm, Handschuhen und (meistens) Arbeitsstiefeln (oder selten Gummistiefeln). Viele Feuerwehren geben auch ein Arbeitstenu, also eine leichte lange Hose, ein T-Shirt und einen Pullover mit ab. Einige geben sogar ein Cap und / oder eine Mütze für Einsätze ab.
Die Ausrüstung sollte einigermassen auf deine Grösse zugeschnitten sein, damit du dich dann auch anständig darin bewegen und arbeiten kannst.

Muss ich zuerst zum Arzt, um bei der Feuerwehr mitmachen zu können?

Das ist von Feuerwehr zu Feuerwehr unterschiedlich. Einige Feuerwehren verlangen eine ärztliche Untersuchung vor dem Eintritt in die Feuerwehr. Andere Feuerwehren (wie meine) klären mit dir in einem Gespräch, ob du gesundheitlich dazu in der Lage bist und schicken dich erst zur ärztlichen Untersuchung, wenn du die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin oder zur Fahrerin absolvierst (als Atemschutzgeräteträgerin ist eine ärztliche Untersuchung obligatorisch). Am besten fragst du bei deiner Feuerwehr nach.

Wie läuft die Ausbildung zur Feuerwehrfrau?

In einigen Feuerwehren wirst du direkt als Erstes in einen Feuerwehrkurs geschickt. In unserer Feuerwehr läufst du aber zuerst ein Jahr bei den Übungen mit (du kannst überall mithelfen, übernimmst aber noch keine Verantwortung) und gehst erst danach in die Grundausbildung. Warum? Weil der Kurs zeitlich wie finanziell für dich wie auch für die Feuerwehr ein Aufwand bedeutet und wir sicher sein wollen, dass du Freude am Feuerwehrdienst hast und nicht nach einem Jahr wieder austrittst.

Zum Kurs: Im Kanton Bern absolvierst du einen zweitägigen Basiskurs (allgemeines Feuerwehrhandwerk) und im Anschluss eine dreitägige Fachvertiefung. In der Fachvertiefung absolvierst du entweder eine Ausbildung als Atemschutzgeräteträgerin oder als Pionier / Maschinistin. Am besten erkundigst du dich, wie es in deinem Kanton / deiner Gemeinde läuft. Hier findest du meine Beiträge zum Atemschutzkurs.
Danach kannst du beim normalen Übungsdienst deiner Feuerwehr mitmachen und gewinnst dort einerseits an Routine dazu und lernst auch immer wieder Neues. Daneben kannst du auch später noch weitere Kurse zur Vertiefung oder für weitere Funktionen besuchen.

Wer ist verantwortlich für die Feuerwehr?

Die Feuerwehr ist in der Schweiz Sache der Kantone und Gemeinden. Primär zuständig ist die Gemeinde.  Jeder Kanton ist verschieden organisiert. Im Kanton Bern ist die Gebäudeversicherung für die Feuerwehr zuständig und übernimmt auch Teile der Finanzierung, erlässt die Vorgaben und kümmert sich um die Ausbildung.

Ich möchte gerne Tanklöschfahrzeug fahren. Wie soll ich vorgehen?

Sprich mit deinem Kommandanten oder deiner Kommandantin und frage nach, ob die Ausbildung zur Tanklöschfahrzeug-Fahrerin möglich sei. Vielleicht hat deine Feuerwehr bereits genügend Fahrer/innen und / oder kein Budget, um neue Fahrer/innen auszubilden. Vielleicht gibt es aber immer einen freien Platz für motivierte, neue Fahrer/innen.
Die Ausbildung sollte meines Wissens von deiner Feuerwehr bezahlt werden (zumindest bei uns ist es so). Dazu gehören die Kosten für die theoretische Prüfung, für die Fahrstunden (bei uns waren einige Stunden bei einem Fahrlehrer und dann – die meisten – Fahrstunden mit dem zuständigen Ausbildungs-Chef), sowie für die praktische Prüfung. In der Schweiz erhältst du einen Ausweis für die Kategorie C1 118. Damit kannst du Feuerwehrfahrzeuge (mit blauen Nummernschildern) mit unbegrenztem Gewicht fahren, im zivilen oder beruflichen Zusammenhang aber nur Fahrzeuge bis 7.5 Tonnen. An die praktische Prüfung musst du zwingend mit einem Feuerwehrfahrzeug über 7.5 Tonnen gehen. Im Gegenzug musst du in der Theorieprüfung nicht alle Bereiche absolvieren (z.B. Arbeits- und Ruhezeitverordnung fällt aus).
Hier findest du meine Erlebnisse als Tanklöschfahrzeug-Fahrerin.

Ich möchte gerne Atemschutzgeräteträgerin werden / Ich möchte nicht Atemschutzgeräteträgerin werden. Was muss ich tun?

Im Kanton Bern wirst du in der Grundausbildung entweder eine Vertiefung als Atemschutzgeräteträgerin oder als Pionier / Maschinistin absolvieren. Wenn du Atemschutzgeräteträgerin werden möchtest, musst du vorab zum Arzt, um einen Gesundheits-Check zu machen. Falls du nicht Atemschutzgeräteträgerin werden möchtest, hast du (zumindest in meinem Kanton) die Möglichkeit, dich zum Pionier / Maschinistin ausbilden zu lassen.

Als Atemschutzgeräteträgerin musst du jährlich einen Fitness-Check absolvieren. Bei uns wird das im Rahmen einer Übung mit einem Parcours absolviert. Einige Feuerwehren machen einen 12 Minuten-Lauf. Wieder andere machen einen Leistungstest unter ärztlicher Aufsicht.

Wann muss ich ausrücken? Was ist wenn ich arbeite oder aus einem anderen Grund nicht ausrücken kann wenn ich alarmiert werde?

Jede Feuerwehr organisiert sich anders. Einige haben Tag- und / oder Nachtpikett, andere teilen die Wehr in mehrere Gruppen auf, die jeweils abwechselnd während einer Woche aufgeboten werden. Zumindest bei kleineren Ereignissen. Bei Gross-Ereignissen wird dann natürlich jede/r alarmiert.

In der Feuerwehr besteht – ausser es wird explizit vereinbart – keine Ausrückpflicht. Falls du bei der Arbeit nicht weg kannst, an einem ganz anderen Ort arbeitest als du wohnst, auf deine Kinder aufpassen musst, in den Ferien bist, oder sonst verhindert, dann rückst du nicht aus.

Wie viele Übungen muss ich absolvieren pro Jahr?

Das unterscheidet sich von Feuerwehr zu Feuerwehr und hängt auch stark davon ab, welche Funktionen du ausübst. Heutzutage musst du in der Grundausbildung zusätzlich entweder die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin oder zum Pionier / Maschinistin absolvieren (zumindest im Kanton Bern).
Damit hast du sicherlich mindestens mehrere Gesamtwehr-Übungen und noch einige Atemschutz- oder Spezialisten-Übungen pro Jahr.
Bei mir wären das jetzt z.B. 6 Gesamtwehrübungen plus noch 6 Atemschutz-Übungen pro Jahr. Daneben bin ich noch Einsatzleiterin (ergibt 4 Kaderübungen) plus Tanklöschfahrzeug-Fahrerin und Maschinistin (ergibt 4 Pionier-Übungen) sowie Jugendfeuerwehr-Verantwortliche (plus 2 Übungen). Von 5 bis über 20 Übungen pro Jahr ist somit alles möglich.

Wenn du an einer Übung nicht dabei sein kannst, ist das meistens kein Problem. Du musst dich vorab entschuldigen und – vor allem als Atemschutzgeräteträgerin – einfach schauen, dass du an genügend anderen Übungen teilnehmen kannst.

In welche Feuerwehr soll ich eintreten: Ortsfeuerwehr, Stützpunktfeuerwehr oder Berufsfeuerwehr?

Die Ortsfeuerwehr bzw. die Stützpunktfeuerwehr definiert sich durch deinen Wohnort. Dort wo du wohnst, gehst du normalerweise auch in die Feuerwehr. Du kannst dich auf der Webseite deiner Wohngemeinde erkundigen, welche Feuerwehr in deiner Gemeinde zuständig ist.

Die Berufsfeuerwehr setzt sich aus ausgebildeten Berufsfeuerwehrfrauen und -männern zusammen. Diese können auch ausserhalb dieser Ortschaft (meist eine Stadt) wohnen. Einer Berufsfeuerwehr kann man aber nicht einfach so beitreten. Berufsfeuerwehrfrau ist ein Job. Dieser wird ausgeschrieben und die ausgewählte Person durchläuft danach eine Ausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau.

Deine Frage ist nicht beantwortet?

Schick mir deine Frage per E-Mail, falls ich sie hier noch nicht beantwortet habe bzw. du keine Antwort darauf gefunden hast: diefeuerwehrfrau@gmail.com. Dann ergänze ich sie gerne.